Buddha Blog

Buddha verneint die physische und psychische Existenz einer Seele. Diese Theorie über das selbst wird Anatmavada genannt.

Anatmavada Buddha Blog beherbergt weit über 1000 buddhistischen Weisheiten, Zitate und Sprüche.

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Die vier edlen Wahrheiten

1. Das ganze Leben ist ein Leiden.
Die Einsicht, dass menschliches Leben in all seinen Aspekten leidvoll ist. Leben ist Bindung. Negative Bindung (z. Bsp. Hass) ist leidvoll in sich. Positive Bindung (z. Bsp. das wunderbare Leben als Prinz, das der junge Siddharta Gautama genossen haben soll) enthüllt sich in seiner Leidgebundenheit, sobald es gilt, von diesem Glück Abschied zu nehmen.


2. Das Leiden kommt von der Lebensgier der Menschen und dadurch werden sie an den Kreislauf der Wiedergeburten angeschlossen.

Die Einsicht, dass Lebensgier oder Durst die Ursache ist für alles Leiden. Wir leiden nur, solange wir wünschen, solange wir ja und nein sagen, solange wir an uns heranziehen und von uns weisen, solange wir lieben und hassen, uns sehnen und uns ärgern. Die Lebensgier, das ständige Nach-etwas-verlangen oder Etwas-bekämpfen, führt uns endlos in positive und negative Bindungen und treibt uns endlos durch den Tod in neue Geburt und von der neuen Geburt ins Altern und Sterben und in wieder neue Geburt. Samsara, Kreislauf der Geborenwerdens und des Sterbens, nennt der Buddhismus diese Wiedergeburtsreihen oder Reinkarnationsketten. (Von einer Seelenwanderung im eigentlichen Sinn des Wortes ist im alten Buddhismus nie die Rede, weil keine eindeutige geistige Identität, keine Seele, das eine Leben mit dem nächsten verbindet. Nur der ewige Lebensdurst verbunden mit karmischen Kräften, mit das eigene Schicksal bestimmenden positiven oder negativen Nachwirkungen der Taten aus den vergangenen Leben verbindet ein Leben mit dem Nächsten. Nur ein heilloser Impuls drängt ins nächste Leben, keine heimatlose, körperlose Seele.)

3. Das Leiden wird durch die Beseitigung der Lebensgier beendet
Die Einsicht, dass das radikale Loslassen jeder Gier, das Aufgeben jeden Wollens und Nichtwollens, das Freiwerden von jedem Lebensdurst Befreiung, Erlösung oder Erleuchtung bedeutet. Wer dieses Freiwerden schon in diesem Leben erfährt, ist – falls er aus eigenem Antrieb heraus zur Erleuchtung fand – ein Buddha, falls er sich durch einen Buddha inspirieren liess – ein sog. “Arhat”. In jedem Weltzeitalter findet sich nur ein Buddha. Arhat gab es nach der Tradition der Theravadin zu Lebzeiten des Buddhas viele. Heute rechnet die alte Schule – wo sie nicht ins Meditationsbusiness einsteigt und allen Absolventen ihrer Kurse nach ein paar Wochen meditativer Schulung ein Nirvanatestat überreicht – mit wenigen wirklich Erleuchteten. Alle anderen – vor allem die meisten Laien – erwarten überhaupt nicht, dass sie in diesem Leben Erleuchtung erleben. Sie hoffen auf gute, heilsame Wiedergeburt in einem nächsten Leben und vielleicht nach noch ein paar heilsamen Leben zuguterlezt auf den Eingang in die grosse Befreiung, ins “Nirvana” (“Erlöschen”). Nirvana ist das Erlöschen jeden Lebensdurstes. Ohne Durst oder Gier hätten wir nicht in dieses Leben gefunden, und ohne Wollen ist auch im westlichen Verständnis des Menschen kein Menschsein denkbar. Weil unser Menschsein durch unsere Gier bestimmt wird, löst das Erleben des Nirvana unser Menschsein auf. Wir sind nicht mehr. Im Nirvana ist kein Ich und kein Du, keine Welt, keine Zeit, keine Gemeinschaft, kein Personsein. Nirvana ist befreiendes Nichts.

4. Die vierte Wahrheit ist der Weg, der zur Befreiung von Leiden führt, den man unter dem achtfachen Pfad zusammenfasst.
Die Einsicht, dass ein durch moralisches Verhalten und meditative Übung geprägtes Leben (der sog. achtgliederige Pfad: “Rechtes Glauben, rechtes Entschliessen, rechtes Wort, rechte Tat, rechtes Leben, rechtes Streben, rechtes Denken, rechtes Sichversenken”) zur Aufhebung des Leidens und zum Nirvana führt. Die Moral des alten Buddhismus ist – wie es bei der unterschiedlichen Zielsetzung für das eigene Leben nicht anders möglich ist – einerseits Mönchsmoral, mit relativ rigiden Regeln fürs möglichst harmonische, von Bindungen freie Zusammenleben der Mönche und Nonnen, andrerseits Laienmoral. Zu den Mönchsregeln des alten Buddhismus gehören z. Bsp. das Essen nur vor Sonnenhöchststand, das Liegen auf harten Betten, das Vermeiden jedes Gesprächs mit Frauen, und der Verzicht auf künstlerische Betätigung (Kunst, Tanz, Musik). Die Laienethik legt ihren Hauptakzent auf “Metta”, “Güte”, ein Wohlwollen, das der fromme Laienbuddhist in seiner Morgenmeditation nach allen Seiten hin wie Radiowellen auszusenden versucht, und das dann den Alltag mit möglichst viel harmonischer Freundlichkeit ausleuchtet. Die meditative Schulung beginnt nach den Anleitungen des Buddha mit Atemachtsamkeit (bei ruhigem Sitzen Beachten des eigenen Atemflusses), führt weiter zu Achtsamkeit beim Gehen, Essen, Sprechen, zu Betrachtungen eines zerfallenden Körpers oder eines schimmeligen Essens (Betrachtungen der Vergänglichkeit) bis zum Erleben des Abfallens jeder Bindung in der Erleuchtung. Der Buddha ist auf diesem meditativen Pfad keine Heilandsgestalt und kein Gott, den ich anrufe und von dem ich Hilfe erwarte. Er führt mich nur durch sein Beispiel auf seinem heilsamen Weg. Den Weg muss ich selber gehen. Theravada lehrt eine Art Selbsterlösung ohne Selbst. Niemand geht für mich und an meiner Statt den Weg in die grosse Befreiung. Und niemand trägt oder führt mich. Ich muss meinen Weg selbst gehen. Aber dieses Ich, das diesen Weg gehen muss, existiert nur, solange Durst da ist. In der Erlösung ist kein Ich mehr.